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1 Primer: Projektziel & wann es passt
Das Ziel: Das farbintensive Hoffman-Mulberry-Panel mit dekorativen Blattstichen zu einem strukturierten Wandkunstwerk veredeln – und anschließend professionell auf eine Leinwand spannen. Diese Vorgehensweise eignet sich ideal, wenn du ein Panel mit klar erkennbaren Motivzonen hast, das durch dichtes, texturiertes Sticken Tiefe gewinnen soll. Sie ist weniger geeignet, wenn dein Stoff extrem dehnbar oder sehr rutschig ist; in solchen Fällen brauchst du mehr Testläufe und zusätzliche Fixierung.
1.1 Was du am Ende in der Hand hältst
Am Ende hängt ein straff montiertes, texturiertes Panel an deiner Wand – die Blätter sind präzise über das gesamte Panel fortgeführt, Übergänge greifen exakt ineinander, und die Farben fügen sich zu einem ruhigen, aber lebendigen Gesamtbild. Das fertige Werk kann beispielsweise über dem Bett als Kopfteil oder im Wohnzimmer als Blickfang dienen.
1.2 Wann diese Methode ideal ist
- Wenn du mit nummerierten Templates arbeitest und jeden Abschnitt gezielt platzieren kannst.
- Wenn du Zeit in sorgfältiges Markieren und Ausrichten investieren willst – es zahlt sich sichtbar aus.
- Wenn du mit einem Magnetrahmen für Stickmaschine arbeitest, der große Stücke sicher hält und das Re-Positionieren erleichtert.
2 Vorbereitung (Templates, Stoff, Vlies)
Die Basis für exaktes Sticken sind robuste, passgenaue Templates: Im Projekt werden 79 einzelne Schablonen verwendet – sie sehen teils ähnlich aus, sind aber nicht identisch. Jede wird genau an der vorgesehenen Position gebraucht.
2.1 Templates drucken & verstärken
- Drucke alle 79 Templates vollständig aus – verwende keine Duplikate an anderer Stelle; sonst passen später die Übergänge nicht.
- Laminiere die Templates oder drucke auf stärkeren Karton/Kunststoff bzw. Transparenzen, damit sie nicht reißen oder sich längen. Papier ohne Verstärkung verliert Maßhaltigkeit.


Achtung Wenn du unge-laminierte Vorlagen mehrfach benutzt, drohen verzogene Markierungen. Das summiert sich über viele Blätter zu sichtbaren Versatzfehlern.
2.2 Panelkanten verlängern
Das Panel wird an allen Seiten mit provisorischen Stoffstreifen (z. B. ca. 14" breit, 10" geht auch) vergrößert, damit der Rahmen genug „Fleisch“ greifen kann. Nähe die Streifen rundum mit Geradstich an.

Profi-Tipp Du brauchst keine exakte Streifenbreite – wichtig ist nur, dass beim Sticken an Randblättern der Rahmen sicher greift.
2.3 Vlies (Batting) auflegen & sichern
Schneide das Vlies etwas größer als das Panel zu (ca. 4–6" Zugabe je Seite). Lege es glatt auf und sichere die Lagen großzügig mit Sicherheitsnadeln. Falten im Vlies führen später zu unruhiger Stichtextur.

Kurzcheck
- 79 Templates vorhanden und verstärkt?
- Provisorische Streifen rundum fest?
- Vlies größer als das Panel, glatt und gut gesteckt?
3 Setup: Orientierung, Farbauswahl & Markieren
Bevor die erste Naht gesetzt wird, definierst du unten/oben am Panel und legst deine Garnfarben an.
3.1 Orientierung am Panel
Unten ist die Stoffkante mit der aufgedruckten Panel-Bezeichnung (Selvedge). Diese Kante markiert die Unterseite deines Designs; so verhinderst du ein vertauschtes Ausrichten beim Einspannen.
3.2 Farben wählen – weniger ist mehr
Im Beispiel wurden vier Hauptfarben gewählt: ein kräftiges Gelb für die Mitte, ein weiches Orange daneben, ein rötliches Pink für zentrale Blätter und Violett für die äußeren, weniger dichten Lagen. Da das Panel selbst sehr lebhaft ist, hilft eine reduzierte Palette, Ruhe zu erzeugen. Prüfe, ob sich die Farben zu den Flächen logisch fügen, statt sie zu überdecken.

Hinweis Die genaue Stichart/-dichte pro Bereich wurde im Material nicht spezifiziert; orientiere dich visuell an Dichteabstufungen im Druckbild.
3.3 Markierwerkzeuge & Linien
Feine Markierungen sind entscheidend. Bewährt haben sich ein Feinminenstift (für dunkle Bereiche) und ein Kreide-Rädchen (für helle Linien auf dunklem Stoff). Zeichne Kreuzlinien (Mitte vertikal/horizontal) passend zu deinen Template-Zentren. Bügle regelmäßig: Flach gedrückte Stiche und Vlies erhöhen die Genauigkeit der nächsten Platzierung.
Profi-Tipp Wenn dein Rahmen keine Markierungen hat, ziehe dir selbst Mittellinien oben/unten/links/rechts auf den Rahmen. So kannst du das gezeichnete Kreuz auf dem Stoff exakt mit den Rahmenmitten decken.
Kurzcheck
- Unterkante (Selvedge) = unten eindeutig definiert?
- Farbwahl pro Zone festgelegt?
- Kreuzlinien sauber und gut sichtbar angelegt?
4 Einspannen & Ausrichten mit Magnetrahmen
Große Panels profitieren von stabilen Einspanntechniken. Hier zeigt sich die Stärke eines Magnetrahmens: Er hält flächig und erlaubt Korrekturen ohne Schraubdruck.
4.1 Grundposition bestimmen
Lege den Rahmen auf die Maschine. Positioniere das Panel zunächst nur grob mittig zum aktiven Nadelpunkt. Mit einer feinen Stecknadel markierst du die gewünschte Startposition – die Nadel muss beim Absenken den Rahmenboden spürbar treffen.



Achtung Ziehe den Stoff glatt, aber nicht überdehnt. Eine zu lose Einspannung führt zu Faltenwurf; zu stramme Spannung kann das Motiv verzerren.
4.2 Zentrierung am Template
- Lege die passende Template-Folie deckend auf den bereits gestickten Abschnitt. Fixiere sie mit Klebeband.
- Übertrage die Kreuzlinien der Template-Mitte sauber auf den Stoff.
- Schiebe den Rahmen unter den Stoff und richte das gezeichnete Kreuz exakt an den Rahmenmarken aus.
- Sichere mit Magneten – zuerst oben/unten, dann links/rechts und zuletzt die Ecken.
Hinweis aus den Kommentaren Wer Designs per App an eine Maschine wie die Stellaire XJ1 schickt, erzielt die verlässlichste Lagekontrolle weiterhin über physische Templates mit aufgedruckter Mitte. Das Überlagern/Abzeichnen schafft eine reproduzierbare Basis – siehe Mapping im Kommentarbereich.
Kurzcheck
- Kreuzlinien des Stoffs fluchten mit Rahmenmarken?
- Magnetpunkte sitzen, Stoff ist glatt?
- Nadel steht über der markierten Mitte?
5 Ablauf: Blätter präzise sticken
Jetzt folgt der immer gleiche, beruhigende Rhythmus: markieren, einspannen, mitte abgleichen, Umriss prüfen – und erst dann ins Blattmuster gehen.
5.1 Erste Feinjustage der Nadel
Lade das jeweilige Blatt-Design. Die Maschine fährt zur Rahmenmitte – das ist selten identisch mit deiner gedruckten Blattmitte. Bewege die Nadel feinfühlig zur markierten Kreuzmitte. Entferne die Template-Folie erst, wenn du sicher „Mitte auf Mitte“ siehst. Dann starte die erste Kontur.


Profi-Tipp Die erste gestickte Kontur ist dein Sicherheitsnetz. Wenn sie nicht exakt sitzt, trenne sie sofort, richte nach und starte erneut – so bleibt der Rest perfekt im Lot.
5.2 Folgeabschnitte markieren & fixieren
Für das nächste Blatt legst du die zugehörige Template-Folie an die bereits gestickte Kante, fixierst mit Klebeband und überträgst die Mittellinien. Auf dunklen Panelbereichen ist das weiße Kreiderädchen sehr gut sichtbar; auf Randstreifen kannst du mit Stift nachziehen. Anschließend wieder einspannen und mit Magneten sichern.


Achtung Schon ein kleiner Versatz in der Template-Position führt später zu sichtbaren Lücken oder Überlappungen. Korrigiere sofort, bevor du stickst.
5.3 Letzter Check vor dem Stick
Lade das nächste Blatt, bewege die Nadel passgenau auf die Stoffmitte, kontrolliere durch sanftes „Piksen“ in die Folie, entferne die Folie und sticke. Prüfe den Umriss – erst wenn er sauber sitzt, geht es weiter.



Aus den Kommentaren Wer die Nadel einmal absenken möchte, um den exakten Punkt zu fühlen oder den Unterfaden hochzuholen, kann – sofern vorhanden – den seitlichen Handknopf der Maschine nutzen. Modelle unterscheiden sich: Suche nach einer manuellen Nadel-Tiefstellung an deiner Maschine.
5.4 Rhythmus und Pausen
Dieses Projekt lebt von Konzentration. Arbeite Blatt für Blatt, bügle zwischendurch, wenn größere Bereiche fertig sind, und gönn dir Pausen. Müdigkeit erzeugt Messfehler – Geduld liefert Sichtqualität.
Kurzcheck
- Nadel exakt auf der markierten Mitte?
- Kontur sauber?
- Fläche ohne Falten, Vlies liegt glatt?
6 Montage auf Keilrahmen
Nach dem letzten Stickgang bereitest du dein Stück für die Wand vor: Rückstoff, straff ziehen, tackern, Ecken sauber ausformen.
6.1 Materialien & Zuschnitt
- Lasse am Panel eine unbestickte Randzone stehen – daran ziehst du später.
- Wähle einen Keilrahmen, der etwas kleiner ist als das Panel (z. B. 40" Keilrahmen bei 44" Panel).
- Rückstoff etwa 1" größer als der Rahmen an allen Seiten.
Bügle Panel und Rückstoff vor der Montage. Lege den Rückstoff mit der linken Seite nach oben auf den Tisch, zentriere den Keilrahmen darauf und tackere von der Mitte jeder Seite nach außen – immer mit Zug.

6.2 Ecken sauber formen
Reduziere das Volumen: An den Ecken ggf. Vlies/Rückstoff-Überstand schräg zurückschneiden, sauber falten und festtackern. Danach das Panel selbst – wieder von der Mitte jeder Seite aus nach außen – straff über den Rahmen ziehen und fixieren.

Kurzcheck
- Rückstoff zentriert und glatt?
- Ecken: sauber gefaltet, kein Wulst?
- Panel straff, ohne Falten, überall sicher getackert?
7 Qualität, Fehlerbilder & Rettung
Große Projekte profitieren von klaren Prüfmaßstäben und einfachen Rettungswegen.
7.1 Gutes Ergebnis erkennen
- Umrisslinien benachbarter Blätter treffen sich bündig.
- Keine sichtbaren Lücken/Überlappungen zwischen Blättern.
- Vlies liegt plan; die Textur wirkt gleichmäßig dicht.
- Beim Aufziehen: Front ohne Falten, Ecken sauber, Rückseite fest.
7.2 Frühwarnzeichen für Probleme
- Leichter Versatz der Kontur zur Druckgrafik.
- Stoff bewegt sich unter dem Fuß – Hinweis auf zu wenig Halt im Rahmen.
- Kreidelinien sind schief relativ zu Rahmenmarken.
- Beim Montieren treten Wellen auf – ungleichmäßige Zugspannung.
7.3 Rettungsschritte nach Symptom
- Kontur sitzt nicht: Erste Kontur sofort auftrennen, Kreuz neu decken, erneut sticken.
- Stoff rutscht: Einspannpunkte nachsetzen, mehr Magnete nutzen, Oberfläche nachglätten.
- Kreuzlinien unklar: Neu abstauben/zeichnen; Folie erneut sauber auflegen.
- Montagespannung ungleich: Tackern teilweise lösen, neu zentriert von der Mitte zur Ecke arbeiten.
Achtung Verlasse dich nicht vollständig auf die automatische „Rahmenmitte“ der Maschine. Entscheidend ist deine markierte Blattmitte – sie gewinnt immer. In einem durchgetakteten Ablauf kann ein zusätzlicher Kontrollstich vor dem Flächenstich Fehler vermeiden.
Profi-Tipp Wenn du häufig große Panels verarbeitest, lohnt sich eine strukturierte Einspannroutine mit klaren Markierungen und Hilfsmitteln – etwa einer hoop master Einspannstation für wiederholgenaue Positionen an Serienprojekten.
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Aus der Community
Mehrere Rückmeldungen betonen die Sicherheit physischer Templates, auch wenn Designs per App übertragen werden: Das Überlagern der Folie auf dem Druckbild macht die Mitte sichtbar und verhindert Abweichungen. Zu Magneten gab es den Hinweis, dass sie im gezeigten Fall mit der Maschine geliefert wurden; eine separate Bezugsquelle wurde nicht genannt. Wer einzelne Stiche zum Prüfen/Unterfadenholen benötigt, sollte nach einer manuellen Nadel-Tiefstellung am eigenen Modell suchen.
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Werkzeug- und Materialbezug zum Workflow
- Panel: Hoffman Leaf Panel.
- Maschine: Demonstriert wurde auf einer Multi-Nadel-Maschine; zuvor wurde ein ähnliches Projekt auch auf einer Single-Nadel-Maschine umgesetzt (Einstellwerte wurden nicht genannt).
- Hilfen: Laminator, Sicherheitsnadeln, Kreiderad, Feinminenstift, Klebeband, Lineal, Schere, Tacker, Schrauben für zusammengestellte Leinwände.
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Praxisnahe Ergänzungen für deinen Ablauf
- Linien zuerst, Einspannen danach: Kreuzlinien sind dein roter Faden.
- Bügeln ist Prozessschritt, kein Nachtrag.
- Umriss als Probe – er zeigt dir, ob alles stimmt.
- Bei großen Flächen helfen zusätzliche Magnete gegen „Wandern“ des Stoffes.
Zum Schluss noch einige konkrete Formulierungen und Hinweise, die du nahtlos in deinen Ablauf integrieren kannst:
- Wenn du mit einem Magnetrahmen arbeitest, legst du zuerst die Mitte sauber fest und sicherst dann den Umfang, statt den Stoff zu „ziehen“.
- Wer eine Brother-Stellaire nutzt, kann die digitale Platzierung ergänzen, sollte aber zusätzlich mit einem Magnetrahmen für brother stellaire und gedruckten Mittenkreuzen arbeiten, um Toleranzen auszugleichen.
- Bei häufiger Wiederholung im Atelier sorgt hoopmaster für reproduzierbare Positionen, was die Einspannzeit verkürzt.
- Manche bevorzugen ein großformatiges System wie mighty hoop Magnetrahmen 11x13, wenn viele Randbereiche sicher gefasst werden sollen.
- Alternativ kann ein dime Snap Hoop Magnetrahmen hilfreich sein, um zwischen den Blattfeldern schneller umzusetzen.
- Für gemischte Setups oder Kurse empfiehlt sich ein universeller Magnetrahmen für Stickmaschinen-Workflow, der immer auf Kreuzlinien, Rahmenmarken und eine kontrollierte erste Kontur setzt.
Erwarte am Ende ein straffes, ausdrucksstarkes Wandbild – und nimm dir die Freiheit, zwischendurch zu pausieren. Dieses Projekt belohnt Geduld, nicht Geschwindigkeit.
