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1 Primer: Ziel, Anwendungsfälle & Grenzen
Diese Methode richtet sich an alle, die großflächige, flache Füllungen mit gleichmäßiger Deckung benötigen – zum Beispiel ein kreisförmiges Element, das in zwei Farben aufgeteilt ist. Der Fokus liegt auf dem Digitalisieren, nicht auf der Maschinenbedienung: Wir bereiten das Design so vor, dass es mit üblichen Material- und Unterlagenanforderungen sauber läuft.
Wann sinnvoll:
- Flächen mit ausreichender Breite/Höhe, bei denen Tatami als Flachfüllung Vorteile gegenüber Satinstich hat.
- Motive mit klarer Umrandung und moderater Krümmung (Kreise, Bögen, Sicheln).
Wann vorsichtig sein:
- Sehr kleine Elemente: Hier kann Tatami zu dicht wirken; erwäge alternative Füllungen.
- Extrem feine Details direkt an der Kante: Kantenverhalten sorgfältig wählen und ggf. nacharbeiten.
Hinweis zum Einsatz am Textil: Der Autor erwähnt linke Brust (8,3 × 6,2 cm) und eine „Full Front“-Größe (~20 cm Breite) als Größenorientierung – die tatsächliche Stoffstabilität und Unterlage sollten am Zielmaterial geprüft werden. Bei dehnbaren Stoffen ist eine stärkere Unterlage oft sinnvoller als zusätzliche Dichte in der Decklage. In der Praxis ist die saubere Platzierung auf dem Kleidungsstück unabhängig vom verwendeten Rahmen, sei es ein klassischer Schraubrahmen oder ein moderner Magnetrahmen für Stickmaschine.
2 Vorbereitung
2.1 Was du brauchst
- Computer mit installiertem EmCAD Dahao Embroidery Software
- Bilddatei (z. B. „richard002.bmp“)
- Maus und Tastatur
Richte einen ordentlichen Arbeitsbereich in EmCAD ein und stelle sicher, dass du die benötigten Menüs („Image“, „Insert Image“) findest.


2.2 Datei importieren und Sicht prüfen
- Starte EmCAD Dahao und öffne das Design.DHF-Projektfenster.
- Image > Insert Image wählen und zur Bilddatei navigieren.
- Nach dem Import sollte das Motiv als Objekt auf der Zeichenfläche erscheinen (sichtbarer Auswahlrahmen).

Achtung
- Falls nichts erscheint: Installation prüfen oder Dateipfad/-format kontrollieren.
Checkliste – Vorbereitung
- Software startet ohne Fehlermeldung.
- Bild erscheint zentral auf der Zeichenfläche und ist auswählbar.
- Zoom funktioniert (Mausklick links/rechts zum Ein-/Auszoomen).
Zur physischen Platzierung auf dem Textil hilft dir außerhalb der Software eine saubere Anlegehilfe; viele nutzen hier eine hoop master Einspannstation, andere arbeiten mit Markierungen oder Schablonen – entscheidend ist die Reproduzierbarkeit.
3 Setup in EmCAD Dahao
3.1 Dimensionen festlegen
Wähle das importierte Bild an und lies die aktuelle Größe. Im Beispiel: 69,49 mm Breite, 51,50 mm Höhe. Für eine linke Brust-Platzierung vergrößert der Autor um 20% (Skalierung 120%). Trage dazu im Skalieren-Feld „120“ ein und bestätige mit Enter. Ergebnis: ca. 8,3 cm × 6,2 cm – ein gängiges Maß für die linke Brust.


Profi-Tipp
- Das Seitenverhältnis sollte in der Regel gesperrt bleiben, damit das Motiv nicht verzerrt. Nur entsperren, wenn du eine bewusste anisotrope Anpassung brauchst.
Kurzcheck
- Nach dem Skalieren zeigt die Oberfläche die erwarteten Maße; das Motiv bleibt proportional.
3.2 Tatami als Füllstich auswählen
Navigiere zur Füllung: Complex Fill wählen, dann per Rechtsklick die Eigenschaften öffnen. Im „Fill Stitch“-Tab den Stitch Type „Tatami“ aktivieren.


Warum Tatami hier passt: Es handelt sich um eine relativ breite, flache Fläche. Tatami liefert eine gleichmäßige, textilähnliche Struktur und vermeidet bei großen Flächen die unruhigen Reflexe langer Satinbahnen.
3.3 Parameter für Qualität und Laufstabilität
Trage die Werte exakt ein, wie gezeigt:
- Stitch Distance (Dichte): 0,4 mm (mittlere Deckung mit solider Stabilität)
- Stitch Length (Stichlänge): 3 mm (angenehmes Laufverhalten und Optik)
- Minimum Stitch (Mindeststich): 0,5 mm (vermeidet problematisch kurze Stiche)
- Back Trace Edge (Kantenverhalten): „middle outline“ (passend bei Kontur)

Achtung
- Zahlendreher bei 0,4/3/0,5 mm führen schnell zu Über-/Unterdeckung oder Ruckeln im Lauf. Werte vor dem Bestätigen gegenprüfen.
3.4 Individuelles Tatami-Muster (0/30/60)
Im Bereich „Custom“ ein weicheres, lebendigeres Laufbild einrichten:
- Offset Count: 3
- Offset Percentages: 0, 30, 60
Dieses Muster bricht die Linien leicht auf und wirkt dadurch weicher. Speichere das Muster (z. B. als „001“), damit du es wiederverwenden kannst.

Profi-Tipp
- Muster testen: Kleine Proben mit 0/30/60 variieren und beurteilen. Du kannst Zwischenwerte setzen und die True-View-Vorschau nutzen, bevor du auf Stoff gehst.
3.5 Unterlage definieren (Effect)
Wechsle zum Tab „Effect“ und aktiviere die erste Unterlage als Tatami-Unterlage mit:
- Space: 2 mm
- Length: 3 mm
- Angle: 90° zur Hauptlaufrichtung
- Edge Space (Randabstand): 0,3; 0,3; 0,2; 0,2
Diese Unterlage stabilisiert das Gewebe unter der Decklage und reduziert Verzugsrisiken. Bestätige mit OK/Speichern.

Checkliste – Setup
- Tatami gewählt, Dichte 0,4 mm, Stichlänge 3 mm, Mindeststich 0,5 mm.
- Kantenverhalten gesetzt („middle outline“ bei Kontur).
- Custom-Muster 0/30/60 aktiv.
- Unterlage: Tatami 2 mm, 3 mm, 90°, Randabstände 0,3/0,3/0,2/0,2.
Unabhängig vom gewählten Stickrahmen am späteren Einsatzort gilt: Eine saubere, spannungsneutrale Einspannung ist die halbe Miete – auch wenn viele mit Magnetrahmen arbeiten, bleibt die digitale Vorbereitung hier der Schlüssel zur Optik.
4 Ablauf: Zwei-Farben-Design digitalisieren
4.1 Kreis (Farbe 1) als Tatami-Füllung
Aktiviere Complex Fill (Enter). Umrande die Form: linksklicken für Geraden, rechtsklicken für Kurven. Schließe die Kontur mit einem Linksklick und bestätige (Enter). Definiere den Startpunkt (Enter, Klick) und den Endpunkt (Enter, Klick). Lege nun den Stichwinkel fest: Für das gezeigte Ergebnis empfiehlt sich 45°. Ziehe dazu mit gedrückter linker Maustaste, bis ca. 45° angezeigt wird, und bestätige.

Setze die Farbe (z. B. Orange) und prüfe in True View die Flächenwirkung und Kantenlage. Achte auf gleichmäßige Deckung ohne sichtbare Lücken.

Erwartetes Zwischenresultat
- Gleichmäßige, diagonale Linienstruktur bei 45°.
- Dichte optisch homogen, Unterlage nicht sichtbar.
Profi-Tipp
- Wenn Linien zu „hart“ wirken, variiere testweise dein Custom-Muster – 0/30/60 ist ein guter Standard, aber je nach Motiv kann ein leicht anderer Versatz harmonischer wirken.
4.2 Sichel (Farbe 2) mit identischen Einstellungen
Deselektiere den Kreis (Escape). Wähle erneut Complex Fill und umfahre die Sichelform. Nutze Rechtsklicks für Bögen und schließe die Kontur mit Linksklick, bestätige (Enter). Setze Start- und Endpunkt wie zuvor und lege den Winkel mit Linksklick fest (auch 45°, falls ein einheitlicher Look gewünscht ist). Weise eine andere Farbe zu (z. B. Braun) und kontrolliere in True View das Zusammenspiel der beiden Flächen.

Erwartetes Zwischenresultat
- Konturen beider Flächen treffen sauber, ohne sichtbare Über-/Unterstände.
- Winkel verlaufen konsistent, Texturen wirken harmonisch.
Kurzcheck
- Keine Übernähungen über die Formgrenze hinaus.
- Kein „Zahn“ an der Kante (Kantenverhalten passend).
4.3 Form nachkorrigieren (Shape)
Kleine Abweichungen an der Kontur lassen sich mit „Shape“ beheben: Punkte auswählen, verschieben oder Kurvensegmente umsetzen, bis die Kante deiner Vorlage sauber folgt. Bestätige die Änderungen und prüfe die 3D-Ansicht erneut.

Checkliste – Ablauf
- Kreis geschlossen, Start/Ende klar definiert, Winkel 45°.
- Farbe 1 gesetzt, 3D-Vorschau unauffällig.
- Sichel geschlossen, Start/Ende gesetzt, Winkel 45°.
- Farbe 2 gesetzt, 3D-Vorschau der Kombination geprüft.
Für den späteren Produktionsschritt kann eine präzise Positionierung auf dem Textil den Unterschied machen – eine Einspannstation für Stickmaschinen unterstützt dich dabei außerhalb der Software, während du in EmCAD die digitale Präzision sicherstellst.
5 Qualitätskontrolle unterwegs
5.1 Parameterprüfung in der Oberfläche
- Stimmen die Zahlenwerte exakt (0,4/3/0,5)?
- Ist das Custom-Muster „0/30/60“ aktiv?
- Passt das Kantenverhalten zur Kontur?
5.2 Visuelle Checks in True View
- Gleichmäßige Textur ohne „Moiré“-Eindruck.
- Saubere Kante ohne versetzte Linien.
- Stimmige Winkelwirkung (45° erzeugt eine ruhige Diagonale).
5.3 Start-/Endpunkte und Laufweg
- Startpunkt im verdeckten Bereich der Fläche wählen, um sichtbare Ansätze zu vermeiden.
- Endpunkt so setzen, dass unnötige Sprünge minimiert werden.
Achtung
- Zu kurze Mindeststiche (< 0,5 mm) können zu Materialaufbau, Garnriss oder unruhigem Lauf führen. Der Autor bevorzugt 0,5 mm – folge dem, solange der Motivcharakter es zulässt.
Profi-Tipp
- Unterlage auf 90° zur Hauptlaufrichtung halten, um ein stabiles Gitter zu erzeugen; das hilft gegen Verzug und unterstützt eine gleichmäßigere Deckung.
Optional – Praxisnotiz
- Wer später sehr dichte Stoffe bestickt, kann zusätzliche Fixierung im Einspannprozess nutzen; das ist unabhängig davon, ob du z. B. Klemmrahmen oder klassische Schraubrahmen verwendest.
6 Ergebnis & Weiterverwendung
Am Ende erhältst du zwei farbige Flächen (z. B. Orange für den Kreis, Braun für die Sichel) mit identischer Tatami-Textur, klar definierten Kanten und konsistentem 45°-Winkel. In True View erkennst du die spätere Optik auf dem Stoff gut. Wenn du das Motiv für die linke Brust geplant hast (8,3 × 6,2 cm), ist das Ergebnis unmittelbar einsatzfähig. Für „Full Front“-Größen (~20 cm Breite) skaliere vorab entsprechend und prüfe, ob Dichte/Stichlänge weiterhin stimmig wirken.
Dateiverwaltung
- Speichere dein Projekt mit sprechendem Namen und halte dein Custom-Muster (0/30/60) verfügbar.
- Lege Varianten mit alternativen Winkeln an (z. B. 30°/60°) für spätere Tests, falls das Motiv andere Reflexe verlangt.
Für die Produktion auf Mehrkopf-Systemen ist die Wiederholgenauigkeit beim Einspannen ein Vorteil; ob du dafür einen Magnetrahmen für brother oder andere Rahmentypen nutzt, beeinflusst die Softwarearbeit nicht – wichtig ist nur, dass du die digitale Vorlage sauber parametrierst.
7 Troubleshooting & Fehlerbehebung
Symptom: Kante wirkt „zackig“
- Mögliche Ursache: Zu grobes Kantenverhalten oder ungenaue Konturpunkte.
- Lösung: „Shape“-Werkzeug nutzen, Punkte nachsetzen, Kantenverhalten prüfen (middle outline bei Kontur bewährt).
Symptom: Flächen zeigen sichtbare Lücken
- Mögliche Ursache: Dichte zu groß (> 0,4 mm) oder Winkel erzeugt Lichtreflexe.
- Lösung: Stitch Distance auf 0,4 mm setzen; Winkel leicht variieren (z. B. 40–50°) und True View prüfen.
Symptom: Materialaufbau/Garnstress in engen Bereichen
- Mögliche Ursache: Mindeststich zu klein.
- Lösung: Minimum Stitch auf 0,5 mm (wie im Beispiel); ggf. Form lokal glätten.
Symptom: Unruhige Oberfläche, „Brettern“
- Mögliche Ursache: Zu gleichförmiges Muster.
- Lösung: Custom-Tatami (0/30/60) aktivieren oder Versätze feinjustieren; Unterlage beibehalten, da sie Stabilität bringt.
Symptom: Verzugserscheinungen
- Mögliche Ursache: Unterlage ungeeignet oder Winkel nicht im 90°-Versatz zur Unterlage.
- Lösung: Tatami-Unterlage 2 mm/3 mm/90° korrekt setzen; Randabstände (0,3/0,3/0,2/0,2) prüfen.
Symptom: Sprungstiche außerhalb der Fläche
- Mögliche Ursache: Start/Ende ungünstig gesetzt.
- Lösung: Start/Ende an verdeckte Positionen verschieben; Laufweg neu berechnen lassen, falls verfügbar.
Kurzcheck – bevor du exportierst
- Dichte, Länge, Minimum korrekt?
- Unterlage 90° versetzt? Randabstand plausibel?
- True View ohne visuelle Artefakte?
Zum späteren Sticken: Eine wiederholgenaue Positionierung hilft, besonders bei Serien oder Logopositionen. Viele setzen bei der Praxis auf zuverlässige Einspannhilfen; auch ein Stickrahmen für tajima oder kompatible Systeme erfüllen diesen Zweck, entscheidend ist die saubere digitale Grundlage.
8 Aus den Kommentaren
Es gab einen kurzen Kommentar mit dem Angebot, eine Maschine via Messenger/Telefon zu kaufen. Das ist thematisch nicht relevant für den gezeigten Digitalisierungsprozess. Für den sicheren Einkauf von Maschinen empfiehlt es sich, offizielle Kanäle und verifizierte Händler zu nutzen.
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Abschlussgedanke Die in dieser Anleitung verwendeten Parameter – 0,4 mm Dichte, 3 mm Stichlänge, 0,5 mm Mindeststich, individuelles Muster 0/30/60 sowie Tatami-Unterlage (2 mm, 3 mm, 90°) – bilden ein robustes Grundsetup für großflächige Tatami-Füllungen. Passe Winkel und Feineinstellungen deinem Motiv an und nutze die True-View-Kontrolle nach jedem Schritt, um konsistent hochwertige Ergebnisse zu erzielen. Für die spätere Umsetzung auf dem Textil zählt Präzision beim Einspannen – unabhängig davon, ob du mit mighty hoop Magnetrahmen 5.5 arbeitest, mit klassischen Schraubrahmen oder mit einem Magnetrahmen für Stickmaschinen.
