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1 Primer: Was diese Methode leistet
Applikationen bestehen aus einem exakt zugeschnittenen Stoffteil, das auf eine vorher gestickte Platzierungslinie aufgelegt, fixiert und dann mit Satinstich oder einer anderen Konturnaht eingefasst wird. Der Clou hier: Die Schnittkontur kommt direkt aus deiner Stickdatei. Du erzeugst auf der Stickmaschine eine passende Schnittdatei, speicherst sie auf USB und schneidest sie mit dem ScanNCut exakt zu – inklusive kleinem Größenzuschlag, damit die Heftnaht den Stoff sicher „greift“.
Wofür ist diese Methode ideal? Immer dann, wenn die Form knifflig ist – wie bei Fingern einer Handschuh-Applikation – oder wenn du mehrere identische Teile brauchst. Das spart Zeit, Aufwand und vermeidet Fransen, weil die Kanten sauber eingefasst werden.
Grenzen und Voraussetzungen: Du benötigst eine Brother Stickmaschine, die die Funktion „Applique Material“ (erkennbar an einem orangefarbenen Scheren-Icon) im Farbdialog bietet, sowie einen Brother ScanNCut. Der konkrete Modellumfang wird im Video nicht vollständig aufgezählt; prüfe daher im Zweifel das Handbuch deiner Maschine.
Hinweis zur Dateiherkunft: Die Vorgehensweise funktioniert mit „any kind of embroidery applique design“, also mit beliebigen Applikations-Stickdateien – entscheidend ist, dass die Applikationslage in der Farbtafel erkennbar ist.
2 Vorbereitung
Bevor es losgeht, kläre die drei Grundlagen: Datei, Material und Arbeitsplatz.

2.1 Datei & Motiv
- Stickdesign auf USB bereitlegen (im Video: Gartenhandschuhe, von Anita Good Designs). Lade das Motiv an der Stickmaschine in den Stickmodus.
- Prüfe, ob das Motiv eine Applikationslage enthält (meist Kontur der Form).

2.2 Materialvorbereitung
- Stoff für die Applikation vorbereiten: Im Video wurde der Stoff vor dem Schneiden mit HeatnBond Lite oder Steam-a-Seam 2 versehen. Das erhöht die Formstabilität und erlaubt ein leichtes Anheften vor dem Weitersticken.
- Trägerstoff wie gewohnt einspannen und stabilisieren (im Video ist vom „stabilizer“ die Rede, ohne Spezifikation). Der Trägerstoff liegt später im Rahmen, und die Platzierungslinie wird darauf gestickt.
Tipp für deine Werkstattpraxis: Wenn du bereits mit einem Magnetrahmen für Stickmaschine arbeitest, ändert sich am Ablauf nichts – die Platzierungsnaht dient weiterhin als exakte Referenz.
2.3 Arbeitsplatz & Transfer
- USB-Stick prüfen (ausreichend Speicher, zuverlässig verbunden).
- Ein Pressuntergrund in Reichweite hilft später beim kurzen Anheften mit einem kleinen Bügeleisen (im Video: Palm-Bügeleisen).

Kurzcheck
- Stickdesign auf dem USB vorhanden?
- Stoff mit HeatnBond Lite oder Steam-a-Seam 2 vorbereitet?
- Trägerstoff eingespannt und stabilisiert?
- Pressuntergrund und Palm-Bügeleisen bereit?
3 Setup an Maschine und Cutter
Ein gutes Setup macht die nachfolgenden Schritte schnell und sicher.

3.1 Stickmaschine: Farbdialog mit Applikationsfunktion
- Wechsle in den Bearbeitungs-/Edit-Bildschirm und öffne die Farbtafel („Color Changing Chart“).
- Suche die Applikationskontur (im Video: die Umrissfarbe der Gartenhandschuhe) und aktiviere „Applique Material“ – das Icon zeigt orangefarbene Schere mit Linie, und auf dem Display erscheint „APPLIQUE MATERIAL“.
Warum? Die Stickmaschine markiert damit die Form als Applikationslage und erzeugt die dazugehörige Schnittdatei.
3.2 Schnittdatei sichern
- Gehe auf „Memory“ und speichere auf USB. Die Maschine legt (laut Video) den Ordner „BPocket“ an und legt dort die Datei ab.

Achtung
- Denke daran, nur die Applikationslage(n) zu markieren. Bei Motiven mit mehreren Applikationen musst du jede relevante Farbe einzeln auf „Applique Material“ setzen.
Kurzcheck
- „Applique Material“ ist aktiv (Anzeige/Icons prüfen)?
- Design in „BPocket“ auf USB gespeichert?
4 Ablauf: Vom Design zur perfekt geschnittenen Applikation
Jetzt wechselt die Arbeit an den ScanNCut: importieren, minimal vergrößern, schneiden – und anschließend positionieren und fixieren.

4.1 Import am ScanNCut
- USB in den seitlichen Port des ScanNCut stecken.
- „Pattern“ > „Saved Data“ > USB-Icon wählen und den Ordner „bPocket“ öffnen.

- Das gespeicherte Motiv erscheint erst komplett – das ist hilfreich zur Orientierung.

- Wähle dann das isolierte Schnittteil, also die eigentliche Applikationskontur.

Profi-Tipp
- Wenn dein Motiv mehrere Applikationen enthält, erscheinen entsprechend mehrere Teile. Wähle die passenden Stücke einzeln an, um sie nacheinander zu platzieren.
4.2 Größe & Position einstellen
- Auf dem Bearbeitungsschirm siehst du Höhe und Breite. Im Video wird empfohlen, die Größe um 2–3 Schritte zu erhöhen. Dadurch packt die spätere Heftnaht die Stoffkante sicher.
- Positioniere das Teil in die Mitte des virtuellen Mattenbereichs, damit es nicht über den Rand geschnitten wird.

Hinweis zur Proportion: Erhöhst du eine Dimension, bleibt das Seitenverhältnis erhalten – die Breite skaliert mit. Aus der Community wurde bestätigt, dass ScanNCut proportional skaliert.
Achtung
- Zu klein geschnitten: Die Heftnaht verfehlt die Kante und der Stoff kann sich lösen.
- Falsche Platzierung auf der Matte: Das Teil wird am Rand unvollständig geschnitten.
Kurzcheck vor dem Schnitt
- Größe um 2–3 Schritte erhöht?
- Teil sicher im Mattenbereich positioniert?
4.3 Schneiden
- Wähle „Cut“, dann „Start“ – der ScanNCut schneidet die vorbereitete Form automatisch aus.

Erwartetes Ergebnis - Saubere, geschlossene Kontur; überschüssiger Stoff lässt sich leicht abziehen.

4.4 Platzieren & Fixieren der Applikation
- Auf dem eingespannten Trägerstoff ist die Platzierungslinie bereits gestickt.
- Lege die zugeschnittene Applikation deckungsgleich auf.

- Rahmen herausnehmen, auf eine Pressunterlage legen und mit dem Palm-Bügeleisen punktuell anheften – nur so stark, dass nichts verrutscht.
- Rahmen wieder einsetzen und das Programm fortsetzen; die Maschine steppt die Applikation fest und stickt die Kontur aus.

Profi-Tipp
- Fixiere wirklich nur so viel, dass die Applikation nicht verschiebt. So vermeidest du Kleberreste, und die Kontur wird gleichmäßig.
Checkliste – Ablauf
- Applikationsform importiert und isoliert?
- Größe: +2–3 Schritte?
- Auf der Matte korrekt positioniert?
- Stoff sauber geschnitten und Überschuss entfernt?
- Applikation deckend auf Platzierungslinie gelegt?
- Leicht angeheftet und anschließend die Sticksequenz fortgesetzt?
5 Qualitätskontrolle während des Prozesses
Eine klare Vorstellung vom „guten“ Zwischenstand hilft, Fehler sofort zu erkennen.
Gute Indikatoren
- Schnittteil: Kanten glatt, keine Ausrisse; Form deckt die Platzierungslinie rundum, an kritischen Stellen (z. B. Fingerzwischenräume) ausreichend Überstand.
- Nach dem Anheften: Applikation liegt plan, keine Blasen oder Falten; die Klebeschicht hält punktuell.
- Nach dem Feststeppen: Die Heftnaht verläuft mindestens wenige Zehntelmillimeter innerhalb der Kante, überall getroffen.
Warnzeichen
- Platzierungslinie sichtbar neben der Kante: Teil zu klein oder falsch positioniert.
- Stoff franzt aus, bevor die Konturnaht kommt: Applikation nicht ausreichend fixiert.
Kurzcheck
- Deckt die Applikation die Platzierungslinie vollständig ab?
- Bleibt die Applikation beim Antippen formstabil und verrutscht nicht?
6 Ergebnis & Weiterverwendung
So sieht das Endergebnis aus: Die Kontur ist gleichmäßig geschlossen, die Kante glatt, keine rauen Stellen – im Video wird das als „absolutely perfect“ beschrieben. Diese Methode eignet sich für alle Applikationen, die als Lage in der Farbtafel erkannt werden.
Zum Workflow gehört, dass du auch künftige Projekte effizienter aufsetzt: Speichere deine Projekte so, dass die „Applique Material“-Markierungen erhalten bleiben, und nutze den kleinen Größenzuschlag als Standard – das spart Zeit bei wiederholten Motiven.
Optionaler Werkstatt-Hinweis: Wer häufig einspannt und umspannt, kann seine Routine mit einem Klemmrahmen oder einer hoop master Einspannstation straffen. Der hier gezeigte Ablauf ändert sich dadurch nicht, doch die Platzierungsnaht bleibt in jedem Fall dein verlässlichster Bezugspunkt.
7 Troubleshooting & Fehlerbehebung
Symptom → Ursache → Lösung: So findest du schnell zurück auf Kurs.
1) ScanNCut lädt sehr lange / „Retrieving“ bleibt hängen
- Mögliche Ursache: Falsche Ebene gewählt.
- Lösung: Wähle an der Stickmaschine die Platzierungsnaht (Appliqué-Position) als Grundlage für „Applique Material“, nicht die endgültige Decknaht. Ein Hinweis aus der Community bestätigt, dass dies das Problem lösen kann.
2) Die Heftnaht greift die Kante nicht
- Mögliche Ursache: Schnittteil zu klein.
- Lösung: Am ScanNCut die Größe 2–3 Schritte erhöhen. Prüfe am Bildschirm, ob die Kontur sichtbar überall über die Platzierungslinie hinausreicht.
3) Teil wird am Mattenrand abgeschnitten
- Mögliche Ursache: Falsche Position auf der Matte.
- Lösung: Vor dem Start die Position im Mattenbereich prüfen und ggf. mit den Pfeiltasten neu zentrieren.
4) Applikation verschiebt sich beim Sticken
- Mögliche Ursache: Nicht ausreichend angeheftet.
- Lösung: Kurz nochmals punktuell mit dem Palm-Bügeleisen fixieren; nur so viel Hitze wie nötig.
5) Kompatibilität unklar
- Mögliche Ursache: Modell bietet die Funktion nicht oder unter anderem Menüpunkt.
- Lösung: In der Bedienungsanleitung nach der „Applique Material“-Funktion (orange Schere) suchen; im Video wird erwähnt, dass mehrere Brother Modelle es unterstützen, jedoch nicht alle aufgelistet sind.
Achtung
- Halte dich an die im Video gezeigten Fakten: Es gibt keine Angaben zu Messer-/Matteinstellungen oder Fadentypen. Teste bei Bedarf auf Reststücken, bis du zuverlässig saubere Schnitte erhältst.
8 Aus den Kommentaren
Hier sind verdichtete Hinweise aus der Community, die den gezeigten Ablauf ergänzen – alle Aussagen beziehen sich auf das im Video Sichtbare oder wurden mit klaren Einschränkungen übernommen.
- Größenänderung am ScanNCut: Eine Person merkt an, dass die Breite automatisch mit der Höhe mitskaliert – die Proportion bleibt also erhalten. Das passt zur Praxisempfehlung aus dem Video, die Größe um 2–3 Schritte zu erhöhen.
- Wörter als Applikation: Wer Textformen nutzen will, sollte sicherstellen, dass die Platzierungsnaht als „Applique Material“ markiert wird – nicht die finale Kontur. Das war bei einem Ladeproblem („retrieving“) die Lösung.
- Mehrere Applikationen in einem Motiv: Lege für jede Applikationsfarbe separat „Applique Material“ fest. Dann erscheinen mehrere Schnitteile zur Auswahl.
- Kompatible Modelle: Es wird bestätigt, dass mehrere Brother Stickmaschinen die Funktion bieten; der exakte Modellkatalog wird im Video nicht genannt – Handbuch prüfen.
Ergänzende Praxisnotiz
- Wenn du mit einem Magnetrahmen oder einem klassischen Stickrahmen arbeitest, bleibt die Rolle der Platzierungsnaht gleich: Sie ist deine präzise Referenz für das deckungsgleiche Auflegen.
Profi-Tipp
- Hebe dir die Originalgröße auf und skaliere erst unmittelbar vor dem Schnitt am ScanNCut. So behältst du den Überblick, welche Versionen bereits angepasst wurden.
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Zum Schluss noch zwei organisatorische Hinweise für Viel-Stickende:
- Dateimanagement: Dokumentiere bei wiederkehrenden Motiven, welche Skalierungsschritte (+2, +3) optimal waren. So kannst du sie später schneller reproduzieren.
- Einspannroutine: Wer Produktionsreihen fährt, kann die Einspannarbeit mit einer Einspannstation für Stickmaschinen standardisieren – der hier beschriebene Prozess zur Schnittdatei und zum Scan bleibt davon unberührt.
